„Kirsten!! Kommen Sie mal her!!“. Auf diesen Ruf hin, quer durch drei Räume geschmettert, landete ich vor der Kamera. Die ZDF-Ansagerin war in Ohnmacht gefallen, der Sendeleiter brauchte Ersatz, und zwar sofort.
Eigentlich hatte ich an diesem Tag was anderes vor: Mich vom Examen erholen, Geschenke einpacken, es langsam Weihnachten werden lassen. Saß nichts ahnend an meinem Computer in der Redaktion, schrieb die Moderationstexte für die Ansagerinnen. Und stand Minuten später selbst im Studio. „Noch zehn Sekunden!“ Rotlicht an. Und los.
Das war am 18. Dezember 1997. Jetzt war ich also Ansagerin, über Nacht. „Programm-Moderatorin“ hieß es offiziell. Ich sollte Lust machen auf die nächste Sendung, führte durch den Abend, war Lottofee, verkündete Gewinnzahlen.
Bis mich im kleinen Moderations-Büro SAT1 anrief: „Können Sie gerade sprechen?“ „Sprechen nicht – aber zuhören!“. Ich wurde Moderatorin bei 17:30 live aus Mainz.
Blieb es, bis mich im nicht ganz so kleinen Moderations-Büro der Hessische Rundfunk anrief. „Können Sie gerade sprechen?“ Meine Antwort kam fast schon routiniert und der Wechsel zurück zum Öffentlich-Rechtlichen ziemlich bald. Maintower war das erste tägliche Boulevard-Magazin des hr und wurde anfangs skeptisch beäugt – bis die Einschaltquoten in etwa so hoch lagen wie das Studio: Maintower sendete aus dem gleichnamigen Wolkenkratzer, die Skyline als Kulisse. Das höchste Fernsehstudio Europas! Ein beinahe surrealer Arbeitsplatz. Zusätzlich zu meiner täglichen Sendung war ich die Frau für besondere Einsätze; moderierte aktuelle Sondersendungen, den großen Jahresrückblick und die Justiz-Serie „Crime!“, außerdem gelegentlich M€X, das Marktmagazin und das hessenjournal.
Dann gings wieder vom Main an den Rhein, jetzt zum WDR: In Düsseldorf moderierte ich „daheim & unterwegs“ und in Bonn die Lokalzeit.
Bis mal wieder das Telefon klingelte - und endlich ein Anruf von einem norddeutschen Sender kam: 2010 wechselte ich zum NDR und moderierte dort Mein Nachmittag. Die Sendung hat mich nach Norddeutschland geführt. Hier lebe ich nun, und es hat sich voll bestätigt, was ich immer geahnt habe: Der Norden ist meine Himmelsrichtung! Dazu paßt auch mein neues Fernsehzuhause seit Frühjahr 2016: buten un binnen bei Radio Bremen.